Page 9 - FAQ Kraftsymposium 2019
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ANTWORT


           Für Trainer ist die willentlich steuerbare Skelettmuskulatur von besonderer Bedeutung, da sie den eigentlichen
           motorischen Aktivitäten dient. Wie es der Name schon sagt, sind unsere in der Regel 501 Skelettmuskeln  da-
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           bei meist über Sehnen mit Skelettknochen verbunden, die dabei Widerlager und Hebel für die Krafterzeugung
           darstellen. Der innere Hebelarm als Kraftarm besteht i. d. R. aus einem Knochenvorsprung und fällt meist sehr
           viel kürzer als der Lastarm aus . Dadurch müssen die Muskeln in der Regel sehr viel größere Kräfte aufwenden,
           als man von außen vermuten mag. Zum waagrechten Halten eines 1 kg schweren Balls muss z. B., vereinfacht
           ausgedrückt, unser Biceps brachii statt ca. 10 N in etwa das 10-fache, also 100 N erzeugen. Hier liegt eine ana-
           tomische Eignung für eine Sportart oder Disziplin begründet.


           Grundsätzlich  ist jeder Skelettmuskel  strukturell  hierar-
           chisch aufgebaut  Abb. 1 . Ein Skelettmuskel  besteht  in der
           Regel aus mehreren Muskelfaserbündeln (Faszikeln), die
           wiederum aus zahlreichen  Muskelfasern,  den eigentli-
           chen Muskelzellen (den sog. Myozyten) bestehen. Diese
 Häufig gestellte Fragen    mit bis zu 40 cm sehr lange Zellen, die jeweils ca. 1000-
           Myozyten sind vielkernige, einige Mikrometer dicke und


                                          . Jene Myofibrillen stel-
 im Leistungssport
           2000 sog. Myofibrillen enthalten
                                        1 , 2
           len das zentrale strukturelle Merkmal von (Skelett-)Mus-
           kelzellen  dar  und  verlaufen  wie  „Fäden“  parallel  in  der
           Zelle. Sie sind es, die eine willentliche Verkürzung oder
           Entspannung des Muskels ermöglichen. Dabei sind Myo-
           fibrillen ihrerseits aus jeweils mehreren hundert „in Rei-
           he“ geschalteter sog. Sarkomere aufgebaut. Jene einzeln
           ca. 2 µm langen Sarkomere stellen die eigentlichen kon-
           traktilen Funktionselemente des Muskels dar 1 , 2 . Vielfach          Abb. 1: Aufbau der Skelettmuskulatur .
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           parallel aneinandergereiht,  geben  sie  einer  Muskelfaser
           im Lichtmikroskop ein charakteristisches quergestreiftes Erscheinungsbild, was der Skelettmuskulatur ihren
           Beinamen gegeben hat . In den Sarkomeren, die an den sog. Z-Linien (Zwischenlinien) miteinander verbunden
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           sind, agieren drei wichtige Muskelproteine: Das dünne filamentartige Strukturprotein Actin, das dicke Motor-
           protein Myosinfilament (bzw. eine ganze Familie dieser Proteine) sowie das filamentartige Titin. Vereinfacht
           ausgedrückt verbindet ein Myosin-Protein zwei Actin-Filamente, die wiederum durch je ein Titin-Filament mit
           den angrenzenden Z-Scheiben und damit den benachbarten Sarkomeren verbunden sind 1 , 2 , 3 .


                Ein willentlicher Aktivierungsreiz wird über spezielle Nerven, die sog. Motoneuronen, an die Muskelfaser
                    übermittelt. Über die sog. motorischen Endplatten, welche sich an den Enden der Motorneuronen
                       befinden, werden elektro- und biochemische Prozesse in der Muskelfaser eingeleitet. Vereinfacht
                          ausgedrückt, bewirkt ein elektrischer Nervenimpuls die Freisetzung von Kalziumionen, die wie
                             ein „Schlossöffner“ auf die Actin-Myosin-Verbindungen wirken, sodass das Myosinmolekül
                                mit seinen sog. Köpfchen radial an seinen beiden Enden Schritt für Schritt in jeweils
                                   entgegengesetzter Richtung an den Actin-Filamenten „entlangwandern“ kann . Für
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                                      jeden einzelnen Schritt muss dazu Energie aufgewandt werden, die biochemisch
                                          durch die Umwandlung von Adenosintriphoshphat (ATP) zu Adenosindiphos-
                                             phat (ADP) sowie einem  Phosphatmolekül  frei wird 1 , 2 . Durch das mit
                                                seinen beiden Köpfchen an den benachbarten Actinfilamenten ent-
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