Page 47 - FAQ Kraftsymposium 2019
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ANTWORT


           Die Maximalkraft  ist als körperliche Eigenschaft
           ein Konstrukt. Damit dieses Konstrukt gemessen
           werden kann, muss ein Test (Übung) durchgeführt
           werden.  Die  physikalische  Größe  Kraft  (Newton)
           oder vereinfacht die Zusatzlast (Masse in kg) dienen
           als Messgröße. In der Regel findet ein Test unter
           statischen  (isometrischen)  oder konzentrischen
           muskulären Arbeitsbedingungen statt, sodass die
           isometrische  oder konzentrische Maximalkraft
           bestimmt  werden kann.  Neben  der muskulären         Abb. 1: Komponenten einer Testbedingung, die eine Aufgaben-
           Arbeitsbedingung ist die gewählte  Testübung                 spezifik definieren und das Testergebnis beeinflussen.
           dafür  ausschlaggebend,  welches  Testergebnis
           erzielt wird (Testbedingungen)  Abb. 1 . Diese vielfältigen Faktoren zeigen, dass die Diagnostik der maximalen Kraft
           sehr differenziert ausgeführt werden kann und muss, da sie immer aufgabenspezifisch ist .
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 Häufig gestellte Fragen    Unter sportpraktischen Gesichtspunkten eignen sich sportmotorische Tests zur „Grobdiagnostik“ der Maxi-


 im Leistungssport
           malkraft .  Die tiefe  Nackenkniebeuge  ist  zur Bestimmung  der konzentrischen  Maximalkraft  eine  beliebte
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           Testübung. Aufgrund der involvierten Muskelgruppen sowie deren intermuskulärer Koordination bei der Be-
           wegungsausführung besitzt diese Testübung eine große Nähe zu vielen sportlichen Bewegungen (u. a. Be-
           schleunigung im Sprint, Sprung) . Die Maximalkraftbestimmung über die Nackenkniebeuge ermöglicht deshalb
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           eine sportartübergreifende Aussage zum grundlegenden maximalen Kraftvermögen der unteren Extremitäten.
           Üblicherweise wird die Ausführung mit
           tiefer  Hocke  gewählt.  Trotz  gegenteili-
           ger  Behauptungen  entstehen  bei  der
           Bewegungsausführung mit tiefer Hocke
           weder für die Knie noch für die Wirbel-
           säule größere Belastungen als bei der
           Ausführung mit halber Hocke . Voraus-
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           setzung hierfür ist allerdings eine gute
           Bewegungsausführung   Abb. 2 . Die höchs-
            te  Last,  die als  Einer-Wiederholung-
               Maximum  (1 RM)  bewältigt  wer-
                  den kann, stellt das maximale    Abb. 2: Korrekte Bewegungsausführung der Nackenkniebeuge (Kniebeuge hinten).
                      Kraftniveau in dieser Übung
                         dar. Anstelle des 1 RM kann auch ein 3 RM verwendet werden. Aus der Praxis des Gewicht-
                            hebens ist bekannt, dass die Aussagefähigkeit zwischen beiden Varianten vergleichbar ist
                                (bei geringeren absoluten Lasten im 3 RM). Für Männer gilt in der Nackenkniebeuge
                                   allgemein das zweifache das Körpergewichts als anzustrebendes Kraftniveau . Die-
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                                      ser Orientierungswert sollte allerdings sportler- und sportartbezogen auf Gül-
                                          tigkeit überprüft werden. Spätestens wenn der Zuwachs der Maximalkraft
                                             in der Nackenkniebeuge nicht mehr im Verhältnis zum Fortschritt in der
                                                Wettkampfleistung steht,  sollte  eine  weitere  Entwicklung  der  maxi-
                                                    malen Kraft nicht mehr im Trainingsfokus stehen . Aufgrund des
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                                                       grundlegenden  Charakters  wird die Nackenkniebeuge  auch
                                                          als  sportartübergreifende  Trainingsübung  zur Entwick-
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