Page 25 - FAQ Kraftsymposium 2019
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ANTWORT
a) Struktur des Krafttrainings: Zur Strukturierung des Krafttrainings werden die Begrifflichkeiten allgemein,
speziell, grundlegend und (sportart-/disziplin-)spezifisch genutzt. Die Verwendung dieser Begriffe ist im
Krafttraining nicht immer einheitlich und muss letztlich am sportartspezifischen Anforderungsprofil ausgerichtet
werden. Deshalb wird folgende hierarchische Einteilung vorgeschlagen Abb. 1 . Als oberste Instanz kann die
Einteilung des Krafttrainings in ein allgemeines oder spezielles Krafttraining erfolgen. Das allgemeine Krafttraining
umfasst eine Methodik (Übung und Methode) für das Training der Muskeln, die nicht primär für die Entwicklung
und Ausprägung der sportartspezifischen muskulären Leistung relevant sind. Das Ziel des allgemeinen
Krafttrainings ist der Erhalt des muskulären
Gleichgewichts für einzelne Gelenke sowie die
Steigerung oder Wiederherstellung der allgemeinen
körperlichen Leistungsfähigkeit . Das spezielle
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Krafttraining beinhaltet dagegen eine Methodik
zur Entwicklung und Ausprägung der Muskeln, die
primär für die sportartspezifische muskuläre Leistung
Häufig gestellte Fragen („Needs Analysis“) kann abgeleitet werden, welche Abb. 1: Struktur des Krafttrainings.
relevant sind. Mithilfe der Anforderungsanalyse
im Leistungssport
Muskeln (Gelenkantriebe) primär und sekundär die
spezifische muskuläre Leistung determinieren.
Innerhalb des speziellen Krafttrainings kann eine weitere Unterteilung in das grundlegende, semispezifische
. Das Ziel des grundlegenden
und (sportart-/disziplin-) spezifische Krafttraining vorgenommen werden
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Krafttrainings ist es, das grundlegende Kraftpotenzial (u. a. Maximalkraft) der primär leistungsrelevanten Muskeln
zu steigern und darüber eine zunächst unspezifische muskuläre Leistung zu entwickeln . Dieses Kraftpotenzial
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ist die Basis für eine Steigerung der Kraftwirkung unter Wettkampfbedingungen (spezifische muskuläre
Leistung) . Für die Realisierung dieser Zielstellung sind im Vergleich zu den Bedingungen im Wettkampf deutlich
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höhere bis maximale Lasten/Widerstände (geringere Geschwindigkeiten) erforderlich. Diesem Bereich können
die bekannten Krafttrainingsmethoden „Kraftausdauermethode“, „Hypertrophiemethode“, „IK-Methode“ und
auch die „Schnellkraftmethode“ zugeordnet werden. Die Struktur der Wettkampfbewegung wird im Krafttraining
komplett verlassen. Die entsprechenden Übungen (meist Hantelübungen) können zusätzlich einen gerichteten
oder ungerichteten Charakter besitzen und so bspw. eine gelenkwinkelspezifische Ausrichtung beinhalten.
Damit das erhöhte grundlegende Kraftpotenzial wieder in der Wettkampfbewegung nutzbar wird, ist ein
„Umwandlungsprozess“ notwendig. Dieser Prozess umfasst ein zeitlich paralleles oder nachgeschaltetes
semispezifisches und spezifisches Krafttraining. Im semispezifischen Krafttraining werden ebenfalls
höhere Lasten/Widerstände als in der Wettkampfbewegung einbezogen. Die Übungen erfolgen
als teilisolierte Form der Wettkampfbewegung oder mit apparativer Unterstützung.
Die Bewegungsbedingungen des semispezifischen Krafttrainings nähern sich den
Wettkampfbedingungen an (Bewegungskoordination, Bewegungsgeschwindigkeit).
Das spezifische Krafttraining besteht schlussendlich aus der originalen
Wettkampfbewegung mit leicht erhöhten Lasten/Widerständen und
sehr nahen Wettkampfbedingungen (Bewegungskoordination,
Bewegungsgeschwindigkeiten). In Ab hängig keit der sport art -
spezifischen Anforderungen im Wettkampf wird für beide
Arten entweder die „Schnellkraftmethode“ oder die
„Kraftausdauermethode“ genutzt .
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