Page 32 - FAQ Kraftsymposium 2019
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Trainingsübungen mit den Anforderungen, die sich aus der Wettkampfbewegung [im Idealfall bei Topleistungen]
ergeben, sinnvoll. So kann man bei der Auswahl seiner Trainingsübungen mit Übungsketten arbeiten, die mit
zunehmender Nähe zur Wettkampfübung spezifischer werden und die tatsächliche ROM berücksichtigen .
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3. Welche Energiebereitstellungssysteme sollten trainiert werden? In den meisten kraft- und
schnelligkeitsbetonten Sportarten muss man von einer maximal möglichen Energiebereitstellung durch
Nutzung des anaerob-laktaziden Stoffwechsels ausgehen. In einigen klassischen Sprintdisziplinen gibt es
fließende Übergänge vom anaerob-alaktaziden zum anaerob-laktaziden (leichtathletischer Sprint), während
in klassischen ausdauerbetonten Sportarten der aerobe Stoffwechsel dominiert. In vielen Sportarten ändern
sich auch die Stoffwechselbedingungen für die Realisierung von Kraftleistungen im Verlauf des Wettkampfs
(Spielsport- und Zweikampfsportarten, Turnen, Eiskunstlauf) aufgrund der Wettkampfdauer. In Abhängigkeit
davon geht es darum, neben den maximal möglichen Krafteinsätzen prozentual abgestufte Krafteinsätze unter
Berücksichtigung der Dauer der Anwendung ausreichend oft zu wiederholen und damit die sportspezifisch
adäquaten Bedingungen bei der Gestaltung des Krafttrainings zu simulieren.
4. Welche muskulären Arbeitsweisen sollten bevorzugt trainiert werden? Dabei gilt es herauszustellen,
welche Muskelaktionen in den sportartspezifisch relevanten Bewegungsphasen dominieren. In der Regel
treten bei sportlichen Bewegungen alle muskulären Arbeitsweisen (isometrisch, exzentrisch, konzentrisch) in
verschiedenen Ausprägungen auf. In vielen Sportarten wird die konzentrische und die exzentrische Arbeitsweise
als reaktiver Vorgang unmittelbar zeitlich verbunden. In diesem Zusammenhang wird von einem Dehnungs-
Verkürzungs-Zyklus (DVZ) gesprochen. Die reaktive Arbeitsweise tritt vor allem in den Bremsphasen bei vielen
zyklischen Lokomotionsbewegungen (die mit negativer horizontaler Kraftwirkung nachweisbar sind) oder bei
Ausholbewegungen (Überkopfsportarten, Sportspiele etc.) auf. Über den DVZ entsteht eine Kraftpotenzierung
durch Vordehnung bzw. Erzeugung einer Vorspannung in den späteren Hauptarbeitsmuskeln. Auch diesen
Aspekt gilt es im Training zu berücksichtigen und entsprechend der dominanten Muskelarbeitsweise Akzente
zu setzen (z. B. exzentrisches Krafttraining).
5. Was sind primäre Verletzungsgefahren und individuelle Risiken? Die Beantwortung dieser Frage
ergibt sich indirekt aus der biomechanischen Analyse und muss unter Berücksichtigung grundlegender
Beanspruchungsmechanismen des tendomuskulären und Skelettsystems gesehen werden. Sind die
in der Bewegung realisierten ROM vor allem unter Berücksichtigung reaktiver Bewegungen und
hoher Bewegungsgeschwindigkeiten im physiologischen Grenzbereich oder überschreiten
diesen gar. Beispiele: Veränderung des ROM im Schultergelenk für Topleistungen in den
„Überkopfsportarten“ , hohe Beanspruchung der Kniegelenke aufgrund physiologischer
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anormaler Drehbewegungen im Kniegelenk beim alpinen Skilauf oder physiologisch
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anormale Belastung des Lumbosakral- und des Hüftgelenks beim Skeletonstart
in gebeugter Haltung. Die sportartspezifisch konkrete Kennzeichnung zieht
die Erarbeitung und Durchführung von präventiven oder zumindest
kompensierenden Maßnahmen im Krafttraining und darüber hinaus nach
sich.