Page 31 - FAQ Kraftsymposium 2019
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ANTWORT


           Als Ausgangspunkt für die Anforderungsanalyse in der jeweiligen Sportart dient neben der direkten Erfassung
           der Kraftwirkungen  die biomechanische  Analyse  der Wettkampfbewegung.  Diese  erfolgt  in der Regel
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           als  dreidimensionale  Videobildanalyse  in Verbindung mit  einer  synchronen  Erfassung  wirkender Kräfte
           (z. B.  Druckmesssohlen,  Kraftmessplatten).  In  den  sportartspezifisch  relevanten  Bewegungsphasen  (z. B.
           antriebswirksame  und  -lose  Phasen,  Vorbeschleunigungs-  und  Hauptbeschleunigungsphasen  etc.)  werden
           die  Verläufe  wesentlicher  biomechanischer  Parameter  (z. B.  KSP-Wege  und  -geschwindigkeiten,  Wege  und
           Geschwindigkeiten  von Sportgeräten,  Winkel und Winkelgeschwindigkeiten  relevanter  Körperbewegungen,
           Gelenkmomente)  erfasst.  Die  Ergebnisse  einer  derartigen  kinematischen  Bewegungsanalyse  werden
           ausgewertet und grafisch aufbereitet  Abb. 1  und bilden die Grundlage für die Beantwortung nachfolgender Fragen.









 Häufig gestellte Fragen



 im Leistungssport











                                                                   Abb. 1: Kinematische Bewegungsanalyse im Eisschnelllauf .
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           1. Welche Muskelgruppen sollten trainiert werden? Die biomechanische (kinematisch und dynamisch,
           inklusive  inverse  Dynamik)  Analyse  gibt zunächst  Aufschluss  darüber,  welche  Muskeln/Muskelgruppen  die
           äußeren Kraftwirkungen in den sportartspezifischen, relevanten Bewegungsphasen verursachen. Im Idealfall
           können diese kinematischen Analysen durch EMG-Analysen (Erfassung der myoelektrischen Aktivitäten) unter
           Laborbedingungen ergänzt werden. Dabei sollte zunächst ein sportartspezifischer Leistungsbezug hergestellt
           werden:  Kennzeichnung  signifikanter  Zusammenhänge  von  Gelenkbewegungen,  von  KSP-Geschwindigkeits-
            und Wegänderungen  sowie Parametern  der räumlich-zeitlichen Struktur zur sportlichen Leistung  bzw. zu
               Teilleistungen. Daraus leiten sich die Trainings- und Testübungen ab, die in den Mittelpunkt zu stellen sind.
                  Bei vielen lokomotorischen Sportarten (Laufen, Bob-, Skeletonstart, Springen) sind z. B. die Hüftstrecker
                     im Vergleich zu den Kniestreckern  dominant  für sportliche Spitzenleistungen,  sodass  diese
                        akzentuiert  trainiert  werden  sollten.  Ebenso  erfolgen  Abdruckphasen  teilweise  seitlich  nach
                            hinten (z. B. Skilanglauf, Eisschnelllauf). Das Training der damit verbundenen Hüftabduktoren
                               wird im Training teilweise noch nicht ausreichend berücksichtigt.


                                     2.  In  welchen  Gelenkwinkelbereichen  sollte  trainiert  werden? Da  die
                                        Grundsätze  spezifischer  Adaptation  auch  für  den  Gelenkwinkelbereich
                                            zutreffen , gilt es den wirksamen  Arbeitsbereich zu erfassen  (ROM –
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                                               Range  of Motion).  Auch hier ist der Abgleich von durchgeführten
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