Page 38 - FAQ Kraftsymposium 2019
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Bei der Erarbeitung und Überführung der Diagnostik der Kraftwirkungen in die leistungssportliche Praxis sind
           folgende Schritte notwendig:


           1. Bestimmung sportartspezifisch relevanter Aktionen: Auf der Basis einer Anforderungsanalyse geht es
           darum, die Bewegungen zu kennzeichnen, die für das sportliche Ergebnis eine herausragende Bedeutung haben.
           Dabei spielt die Qualität der Bewegungsausführung und damit die Bewegungstechnik eine wesentliche Rolle.
           Werden die Kraftwirkungen in einer zielgerichteten Reihenfolge und an den entscheidenden Schlüsselstellen
           wirksam? Können Kraftwirkungen an leistungsunwirksamen oder gar leistungshindernden Stellen vermieden
           werden? Können  in den  Kraftausdauersportarten  durch eine  hohe  Bewegungsökonomie  mit  geringeren
           Kraftwirkungen gleiche Ergebnisse erzielt werden? Relevante Aktionen können der vortriebswirksame Durchzug
           eines  Ruder- oder Kanupaddels, des Armes im Wasser  beim Schwimmen,  der Abdruck vom Boden mit
           unterschiedlicher Oberfläche (Tartan, Eis, Schnee, Hallenboden, Sprungturm oder -brett), der Druck auf eine
           Radpedale, der Schlag/Stoß (Fußball, Volleyball) oder der Wurf/Stoß eines Sportgeräts (Schläger in Vorhand-
           sportarten, Wurfgerät) sein.


           2.  Entwicklung  einer  sportartspezifisch  relevanten  Technologie  zur  Erfassung  der  Kraftwirkung:
           Unter Mitarbeit/Nutzung  von Experten (Technologen/Trainingswissenschaftler)  gilt es, eine geeignete
           Technologie zu finden, mit der diese sportartspezifischen Kraftwirkungen objektiv gemessen werden können.
           Dies  können  Messplattformen  zur  Erfassung  der  Bodenreaktionskräfte,  Druckmesssohlen,  Inertialsensoren
           oder Dehnungsmessstreifen an Körperteilen und Sportgeräten sein. Wichtig ist dabei zu gewährleisten, dass
           die  sportartspezifischen  Bewegungen  möglichst  ungehindert  und  verlustfrei  durchgeführt  werden  können.
           Durch die rasante technologische Entwicklung (z. B. immer leichtere und leistungsfähigere Inertialsensoren,
           telemetrische Datenübertragung oder komfortable interne Datenspeicherung) verbessern sich die Möglichkeiten
           dafür ständig. Dennoch sind innovative Ideen gefragt, um vor allem ein Sofort-Feedback zu ermöglichen.


           3.  Evaluierung  und  Standardisierung  der  Diagnostik  der  sportartspezifischen  Kraftwirkungen:
           Hierbei  geht  es  um  die  Vorbereitung  der  Überführung  des  entwickelten  diagnostischen  Verfahrens  in  die
           leistungssportliche  Praxis (Routineverfahren  als Bestandteil einer Diagnostik).  Das setzt  die konkrete  und
           genaue Testbeschreibung sowie die Überprüfung der Gütekriterien mittels Test-/Retestverfahren ein. Dabei
           sollte  auch  die  Praktikabilität  in  der Vorbereitung,  Durchführung  und  Datenermittlung/Aufbereitung  im
           Mittelpunkt stehen. Auf dieser Grundlage sind die Teststandards festzulegen.


           4.  Sportartspezifische  Bestimmung/Kennzeichnung  von  Kraft-Zeit-Verläufen  bei  Top-
           leistungen: Um Zielgrößen zu bestimmen, sollten die relevanten Kraft-Zeitverläufe idealerweise
           bei Topleistungen bestimmt und Soll-Verläufe generalisiert werden (F-t-Soll). Wesentlich ist
           dabei die Berücksichtigung der Geschwindigkeit (Eingangs- und KSP-Geschwindigkeiten
           [v-t-Soll])  und  damit  der  muskulären  Leistung  (P-t-Soll).  Diese  dienen  für  andere
           Sportler als Orientierungen für die Trainingssteuerung sowohl bei Querschnitt-
           als auch Längsschnittbetrachtungen.


           Auf  dieser  Grundlage  gilt  es  nun,  Zielgrößen  für  den  langfristigen
           Leistungsaufbau  zu  definieren  und  Ableitungen  für  das  weitere
           Training zu treffen .
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